Die 16-jährige Solo-Weltumseglerin Jessica Watson ist nach 210 Tagen auf See wohlbehalten wieder in Sydney gelandet. Als jüngste Weltumseglerin der Geschichte ist Jessica Watson am Samstagmorgen nach über 23.000 Seemeilen (rund 38.000 Kilometer), drei Tage vor ihrem 17. Geburtstag, in den Hafen ihrer Heimatstadt Sydney eingelaufen. Auf den letzten Meilen vor Zielhafen Sydney hatte Jessica noch mit frostigem Südwind aus der Antarktis und schweren Gewittern zu tun. Ihr Mentor Bruce Arms war zu ihr entgegen gesegelt und hatte sie auf der letzten Wegstrecke vor dem Ziel begleitet. Zur Ankunft in Sydney klarte das Wetter auf und um 14 Uhr Ortszeit (4 Uhr MESZ) passierte die zehn Meter lange pinkfabige Ellas Pink Lady unter dem Jubel von Hunderten Schaulustigen die Hafeneinfahrt. Pinkfarben war auch der Teppich, der für den Teenager vor dem Opernhaus entrollt wurde. Der erste Gratulant an Land war Australiens Premierminister Kevin Rudd. Dann stürmten Mutter Julie, Vater Roger und Bruder Tom auf sie zu. Sie ist wieder zu Hause, schluchzte die Mutter überglücklich und auch Jessica liefen Tränen der Erleichterung über die Wangen. Die Leute wissen nicht, wozu 16-Jährige und Mädchen fähig sind, sagte Watson stolz. Es ist toll, die Erwartungen zu übertreffen. Der australische Ministerpräsident Kevin Rudd begrüßte das Mädchen als Australiens neueste Heldin. Davon wollte Watson allerdings nichts wissen. Sie fühle sich nicht als Heldin, sagte sie. Ich bin ein gewöhnliches Mädchen, das an seinen Traum geglaubt hat.
Das Abenteuer des jungen Mädchens war von Anfang an umstritten. Vor allem nachdem sie bei einer Vorbereitungsfahrt im September mit einem tonnenschweren Frachtschiff zusammenstieß. Die australischen Behörden hatten jedoch vergeblich versucht, die Schülerin von der geplanten Reise abzubringen. Von Sydney aus war Jessica dann am 18. Oktober 2009 noch einmal in See gestartet, zunächst an der Westküste Neuseelands entlang Richtung Norden. Von dort ging es an den Fidschi-Inseln und Samoa vorbei über den Pazifik. Umrundet werden mussten laut Reglement die Südspitze Südamerikas und das südafrikanische Kap Horn, das Jessica Watson den Mount Everest des Hochseesegelns nennt. Das Mädchen musste auf seiner Reise an Bord seiner Zehn-Meter-Yacht alle Längengrade kreuzen und wenigstens einmal den Äquator überqueren. Bei ihrer Nonstop Weltumsegelung hatte Jessica keine Hilfe von außen und mußte in den vergangenen Monaten auch gefährliche Situationen allein meistern. Die meisten passierten ausgerechnet, als sie schon fast zu Hause war. An der Südküste Australiens geriet sie in schwere Gewitterstürme, vor Tasmanien warfen zehn Meter hohe Wellen die Jacht fast um. Mit ihrem sonnigen Gemüt und nach dem Motto Was mich nicht umbringt, macht mich stark sah Watson darin wertvolle Erfahrungen: Wenn ich selbst zwischen den größten Wellen immer einen Grund zum Lachen finden konnte, in der Dunkelheit und selbst, nachdem ich fast umgekippt war, dann kann ich auch alles, was auf mich zukommt, mit einem Lächeln schaffen, schrieb sie in ihrem Reiseblog.
Jessica Watson kann nach ihrer Rückkehr allerdings keinen offiziellen Weltrekord feiern: Der World Speed Sailing Record Council hat die Kategorie jüngster Segler eingestellt. Außerdem machen Kritiker geltend, Watsons Kurs hätte weiter nördlich des Äquators verlaufen müssen. Das Mädchen lässt solche Vorwürfe nicht an sich heran: Wenn ich nicht um die Welt gesegelt bin, dann möchte ich mal wissen, was ich die ganze Zeit hier draußen gemacht habe, schrieb Watson vergangene Woche in ihrem Blog.
Den Rekord als jüngster Solo-Weltumsegler hielt bislang der Brite Michael Perham, der am 27. August 2009 im Alter von 17 Jahren und 164 Tagen nach einer neunmonatigen Reise wieder in seinem Heimathafen Portsmouth angekommen war und als nächstes Ziel die Olympia-Teilnahme 2012 in London anpeilt. Zuvor hatte sich der Amerikaner Zac Sunderland nur knapp sechs Wochen über den Rekord freuen dürfen. Er war am 16. Juli 2009 nach immerhin 13 Monaten auf See wieder im kalifornischen Marina del Rey eingelaufen im Alter von 17 Jahren und 229 Tagen. Zum Angriff auf den Rekord von Jessica Wartson steht der 13-jährige niederländische Teenager Laura Dekker in den Starlöchern zum, die nur noch auf die behördliche Freigabe zum Start wartet.
Quelle: Premiumpresse.de / Autor: J. Duscha
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